26.11.2024

Saugstärke von Inkontinenzprodukten einfach korrekt vergleichen

Inkontinenzprodukte sind sehr unterschiedlich. Sie können anders sitzen, aus verschiedenen Materialien sein und auch unterschiedliche Mengen an Flüssigkeiten aufsaugen. Damit alle Beteiligten einen Vergleichswert haben, gibt es vor allem einen Test, mit dem zumindest die Saugfähigkeit immer gleich gemessen werden kann: Die Rothwell-Methode nach ISO 11948-1. Hier wollen wir euch erklären, worum es sich dabei handelt und warum sie wichtig ist.

Was ist die Rothwell-Methode?

Bei der Rothwell-Methode wird das gesamte Inkontinenzprodukt zuerst gewogen und dann komplett in eine Urinersatzlösung getaucht. Dort verbleibt das Produkt für 30 Minuten. Danach tropft es für 5 Minuten ab. Das vollgesogene Produkt wird dann erneut gewogen. Der Wert der Saugleistung entsteht dann aus dem Nassgewicht minus dem Trockengewicht, also: Nassgewicht – Trockengewicht = Saugleistung.

Wozu dient die Methode?

Mit der Angabe der Saugstärke nach dieser Methode können verschiedene Inkontinenzprodukte verglichen werden.

Wieso werden die Ergebnisse in Gramm angegeben, wenn Urin doch eine Flüssigkeit ist?

Das liegt daran, dass eben genau das Ursprungsgewicht des Inkontinenzprodukts mit dem des vollgesaugten Produkt verglichen wird. Dies wird in Gramm angegeben und nicht in Millilitern.

Kann ich das Ergebnis 1:1 von Gramm auf Milliliter umrechnen?

Nein, denn die Flüssigkeit die beim Test genutzt wird, gleicht Urin. Das Gewicht von einem Gramm Urin ist zwar nah an einem Milliliter, aber nicht genau. Deshalb sollte das Ergebnis der Rothwell-Methode immer in Gramm angegeben werden.

Zeigt das Ergebnis tatsächlich, wie viel Urin das Produkt halten wird?

Nein, das zeigt diese Methode nicht. Denn, es werden auch Teile des Produktes mit dem Material vollgesogen, die sonst nicht zum Aufsaugen gedacht sind. Im Gebrauch ist die Saugstärke also geringer.

Welche anderen Testmethoden gibt es?

• ABL-Methode: Bei dieser Methode, das Kürzel steht für Absorption before Leakage, wird das tatsächliche Saugvolumen bestimmt. Dafür wird an anatomisch geformten Torsos realistisch wirkendes Harnlassen stimuliert. Ein Kontrollsystem misst die Urinmenge. Die Ergebnisse sind realitätsnäher als die von der Rothwell-Methode.
• MDS-Kriterien: Dies vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbands der Krankenkassen erfundene Methode berücksichtigt Aufsauggeschwindigkeit, Rücknässung und Flüssigkeitsabgabe. Dabei wird vor allem das aufsaugende Material getestet.
• TAUP-Wert: Dieser Test beschreibt das Saugvolumen unter Druck. Wie die Rothwell-Methode ist er ebenfalls kaum praxisorientiert.